Fernschach und Nahschach sind zweierlei Stiefel

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Doch beides bereitet Spaß und verbessert die eigenen Schacheröffnungen.

Trotz Computer und vieler skeptischer Stimmen – Fernschach lebt. Natürlich, die Computer haben das Fernschach stark verändert, doch um erfolgreich Fernschach zu spielen, muss man mehr können, als Schach-Engines zu bedienen.
Eine Weltmeisterschaft im Schach dauert ca. drei Wochen. Für Fernschachspieler ist dies ein Sprint, dauert ihre Weltmeisterschaft doch rund 30 Monate, obwohl schon seit längerem nicht mehr mit Postkarten Züge ausgetauscht werden.
Während Schach ein geistiger Ringkampf zwischen zwei Menschen ist, ist das heutige Fernschach mehr ein wissenschaftliches Duell, ausgetragen auf einem virtuellen Schachbrett. Deutlich wird hierbei vor allem, dass es beim Fernschach darauf ankommt, die Möglichkeiten, die einem durch moderne Computertechnik an die Hand gegeben wurden, sinnvoll und effizient einzusetzen. Der menschliche Faktor einmal nicht als Fehlerquelle, sondern als Mittel und Weg zur Ergebnisoptimierung.
Fernschach wird ein bisschen unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt. Schließlich sitzen die Spieler sich nicht direkt gegenüber, sondern beide in einem stillen Kämmerlein und tauschen ihre Züge auf einem virtuellen Brett aus. Heute zumeist über einen Server.
Ein umfassendes Angebot von Spielmöglichkeiten und Turnieren für die Zugaustauschformen Post, E‑Mail, Fax und auf dem Fernschachserver bieten nur die offiziellen nationalen (BdF) und internationalen Fernschachorganisationen (ICCF) an. Daneben gibt es eine Reihe von kommerziellen und nicht kommerziellen Anbietern für das Fernschachspiel per E‑Mail oder auf Servern.
Das Fernschachspiel wird von vielen Spielerinnen und Spielern auch deshalb geschätzt, weil es die schachliche Betätigung erlaubt, wann immer man gerade mag. Dabei stellen viele Spielerinnen und Spieler fest, dass ihre Fernschachpartien ein höheres Niveau haben als ihre normalen Partien beim Nahschach. Dies liegt daran, dass Fernschachspieler während der Partie Zugriff auf riesige Datenbanken mit Millionen Partien haben und sich leistungsstarker Schachspiel-Programmen bedienen können. Mit diesen Hilfsmitteln lassen sich Theorievarianten zuhause in aller Ruhe sehr effektiv untersuchen, wobei Fernschach-Spitzenspieler häufig ein sehr hohes Niveau erreichen, das durchaus mit dem von Nahschach-Großmeistern vergleichbar ist. Diese „Verwissenschaftlichung“ des Fernschachs hat dazu geführt, dass das schachliche Niveau von Fernpartien extrem zugenommen hat.
Mit Hilfe des Fernschachs können Spielerinnen und Spieler ihre Kräfte auf dem Schachbrett mit Schachfreundinnen und Schachfreunden messen, denen Sie sonst vielleicht niemals begegnen würden. Nicht selten geht die Konversation über den reinen Austausch der Züge hinaus, gelegentlich entstehen über das Fernschach aus anfänglich netten Kontakten im Laufe der Zeit Freundschaften, national und über Ländergrenzen hinweg. Man kann sagen: Fernschach ist eine Brücke zwischen den Menschen.
Durch Fernschach lernt man zudem spielend – wörtlich genommen – die Theorie. Fernschach ist ein ausgezeichnetes Mittel die Spielstärke zu steigern.
Ab Oktober 2019 starten 4 Schachspieler unseres Schachklubs unter dem Namen „Dragons FSF Plochingen“ bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft.


80. Deutsche Senioren-Fernschach-Meisterschaft 2021 – Manfred Bauer wird punktgleich Dritter

Am 1. Januar 2021 starteten elf für diese Deutsche Meisterschaft qualifizierten Schachspieler zur Ermittlung ihres Meisters. Unser Fernschach-Spitzenspieler Manfred hatte sich mit einem Turniersieg in der Vorrunde der Gruppe 8 für diese Finalrunde des Deutschen Fernschachbundes qualifiziert. Es war klar, dass es ein enges Rennen um den Meistertitel werden würde. Man durfte sich natürlich keine Niederlage erlauben, und musste mindestens zwei Partien gewinnen, um ganz vorne dabei zu sein. Wie beim Fernschach, wo sehr viel „fehlerfreies“ Schach gespielt wird, üblich, war der Anteil der entschiedenen Partien mit rund 16% nicht sehr hoch. Aber ein Blick auf die Partien zeigt, dass nur sehr wenige „Salon-Remisen“ dabei waren. Die älteren Herren sind allesamt, wenn sie zur Deutschen Fernschachspitze gehören, sehr kampfstark und ungemein erfahren. Manch einer hat in seiner Laufbahn mehr als 500 Partien in der internationalen Fernschach-Datenbank. Übrigens, dies trifft auch auf mich zu, da ich bereits im April 1975 mein erstes Fernschachturnier gespielt habe.